Im Web gibt es zahlreiche Seiten, die sich mit der Stadt Kaliningrad beschäftigen. Wir haben eine kleine Auswahl zusammengetragen:
Wenn man heute in Kaliningrad am Südbahnhof ankommt und den Lenin-Prospekt entlang hochgeht, sieht man zwei breit angelegte Magistralen und Plattenbauten, soweit das Auge reicht. Soll hier wirklich einmal eine deutsche Stadt mit engen, dicht bebauten Straßen, mit einem Ordensschloss und vielen Kirchen, die mit ihren spitzen Dächern und Türmen das Stadtbild prägten, existiert haben? Wie konnte es dazu kommen, dass die 700-jährige Geschichte Königsbergs innerhalb von nur 60 Jahren praktisch ausgelöscht wurde? Gibt es das alte Königsberg noch? Diese Frage wird jeder Besucher der Stadt für sich selbst beantworten müssen. Es ist jedoch zu hoffen, dass man nicht zwei unterschiedliche Städte sieht, sondern eine, die sich durch lange und ereignisvolle Geschichte, gemeinsame Erinnerungen und vor allem durch die Liebe ihrer Einwohner zu einer außergewöhnlichen Erscheinung entwickelt hat, die nirgends mehr auf der Welt zu finden ist.
Ihre Geburtsstunde feierte die Stadt, als der Deutsche Orden im Jahre 1255 auf dem Nordufer des Pregels eine Burg namens Conigsberg errichtete – zur Ehren des ranghöchsten Teilnehmers des Samländischen Kreuzzuges König Ottokar II. von Böhmen. Bald darauf entstanden unterhalb der Burg drei selbständige Städte: Altstadt, Löbenicht und Kneiphof.
Nach der Auflösung des Deutschen Ordens wurde 1525 das Herzogtum Preußen gegründet, was zum weiteren Ausbau der Ordensburg zum Schloss führte. 1701 wurde das Herzogtum Preußen zum Königreich erhoben und Königsberg – zur königlichen Haupt- und Residenzstadt. Die Vereinigung der drei Städte zu einer einheitlich regierenden Stadt Königsberg erfolgte 1724.
Die Stadt entwickelte sich zu einem Handels- und Kulturzentrum. Im 19. Jahrhundert bekam Königsberg eine starke Befestigung, das zur dichten Bebauung innerhalb der Mauern – v.a. im Stadtzentrum – führte. Die voranschreitende Industrialisierung sowie der damit verbundene rapide Anstieg der städtischen Einwohnerzahl ließ mehrere Siedlungen außerhalb der Stadtmauern entstehen. Sie wurden aber erst nach dem ersten Weltkrieg eingemeindet, die Befestigungsanlagen wurden geschliffen bzw. in das Stadtbild eingefügt. Die meisten Bauten des Befestigungsrings sind bis heute erhalten geblieben und können besichtigt werden.
Die britischen Luftangriffe im August 1944 sowie der Sturm auf die Stadt durch sowjetische Truppen in den ersten Apriltagen 1945 haben die einst blühende Hauptstadt Ostpreußens in eine Ruine verwandelt, aus der hier und da wie durch ein Wunder verschonte Bauten herausragten. Von nun an sollte sich aus der Ruinenlandschaft eine neue sozialistische Stadt erheben, deutsche Kultur und Geschichte sollte dabei komplett ausgelöscht werden. Die knappen finanziellen Mittel, in erster Linie aber das tiefe Zerwürfnis zwischen Moskau und der örtlichen Verwaltung ließen dieses Vorhaben nicht 100% umsetzen: viele architektonisch und kulturell wertvolle Gebäude wie z. Bsp. der Dom wurden nicht zerstört. Die noch relativ gut erhaltene Schloßruine konnte das allerdings nicht retten: sie wurde 1969 gesprengt und abgetragen, um an dieser Stelle das mächtige Haus der Räte entstehen zu lassen.
Der Zusammenbruch der Sowjetunion hat nicht nur die Öffnung der bis dahin gesperrten Region dem Westen gegenüber bewirkt, eine offene Diskussion über die deutsche Geschichte ist wieder möglich geworden. Das Stadtbild von Königsberg / Kaliningrad ändert sich wieder, doch diesmal achtet man besonders auf das harmonische Zusammenwirken des zu erhaltenden bzw. neu zu schaffenden kulturellen Erbes und der modernen Bebauung. Ob dabei eine einheitliche Stadt, die in sich die deutsche und die sowjetisch-russische Geschichte vereint, entstehen und existieren kann, wird die Zukunft zeigen.